Vereinsgeschichte

Viele werden bei dieser Frage mit dem Kopf schütteln, und doch gibt es eine Beziehung.

Herr Polke und ich (Wilhelm Reile) lernten im Gefangenenlager Mexia, 50 km südlich von Dallas, das Tennisspielen. Als wir auf die 40 bzw. 45 zumarschierten war Herr Polke der Meinung, wir müssten uns einen Sport suchen, den man auch noch in fortgeschrittenem Alter ausüben könnte. Wir erinnerten uns alter Künste und verfielen auf das Tennisspielen. Nun war Tennis zu der damaligen Zeit (1956/ 57) eine städtische Angelegenheit, und meines Wissens gab es im heimischen Raum keinen Dorfverein. Es gab auch keine Tennisplätze. Eine Erfahrung aus der Gefangenschaft hatte uns gelehrt, dass man mit geringen Mitteln, aber viel persönlichem Einsatz, sprich Arbeit, eine Menge erreichen konnte. Wir wollten uns eine eigene Möglichkeit schaffen, Tennis zu spielen.

Es gab damals noch den alten Sportplatz ,,Auf der Heide“. Er lag dort, wo heute die letzten Häuser von Ichelhausen stehen. Er wurde von Fußball- und Handballspielern wegen des neuen Platzes in der Au nicht mehr benutzt und lag eigentlich brach. Wir suchten uns ein einigermaßen ebenes Gelände aus und streuten mit Kalk ein Einzelfeld ab. Das Gras wurde sorgfältig geschoren. Zwei Pfähle, am Anfang alte Skistöcke, dienten als Netzpfosten. Zuerst ein Seil, später ein selbst geknüpftes Netz, die Technik hatte ich mir in der Gefangenschaft angeeignet, vervollständigten die Einrichtung. Herr Polke hatte noch seinen alten Texas-Schläger, ich konnte mir einen leihen, der jedoch total verzogen war. Viele Bälle versprangen, weil die Grasnarbe trotz aller Bemühungen unregelmäßig war. Auch die Schafherde, die darüber ging, trug ihr Schärflein dazu bei. Mit Reiserbesen mussten wir ihre Spuren beseitigen. Die Bälle sausten weit ins Gelände, da keine Umzäunung vorhanden war. Zum Glück standen immer genug Kinder da, denen es Spaß machte, den Bällen nachzujagen und sie zurückzubringen. Wir hatten unseren Spaß und brachten sogar längere Ballwechsel zustande. Es muss eben nicht alles perfekt sein, um Sport treiben zu können. Nebenbei bemerkt: Unsere Aktivitäten regte viele Ichelhäuser an. Es wurde nicht nur Fußball gebolzt. Es entstanden Plätze für Federball. Eine Sprunggrube wurde instandgesetzt, Leichtathletik getrieben. Es waren hier oft mehr Sportler tätig als auf dem regulären Sportplatz in der Au. Der unebene Boden ärgerte uns mit der Zeit so, daß wir nach Möglichkeiten suchten, dem abzuhelfen. Es musste gewalzt werden. Auf der Schieferseite stand eine schwere Walze der Straßenbauverwaltung oder der Gemeinde. Die musste herbei. Herr Polke und ich fuhren mit dem Traktor der Firma Küster auf die andere Dillseite und koppelten die Walze an. Es war ein schweres Ding, etwa 2 – 3 m breit und 1 – l,20 m hoch. Sie hatte keine Bremse. Es war eine einfache Walze zum Ziehen. Zum Bremsen steckte ich einen Knüppel zwischen Gestänge und Walzenkörper. Herr Polke fuhr. Jeder, der schon länger in Ehringshausen lebt, wird sich erinnern können, dass der einzige Weg zum Kirchberg um die Kapelle herum schmal, sehr steil und holprig war. Unsere Fahrt wurde denn auch schneller und schneller, weil der Traktor für dieses Gewicht zu leicht war. Ich musste bremsen. Dadurch hob sich der vordere Teil des Gestänges, und der Traktor verlor an Bodenhaftung und damit an Bremskraft. Ließ ich nach, drückte die schwere Walze auf’s Tempo.

Mit List und Tücke kamen wir glücklich unten an und fuhren dann mit lautem Gepolter nach lchelhausen. Der Platz wurde gewalzt. Allerdings war der Erfolg gering.

Unsere Spielerei lockte Interessenten an. Ich kann mich an Herrn Jeuck und Herrn Kirschbaum erinnern, die damals mitspielten. Der unebene Boden ließ uns nicht ruhen. Wir suchten nach anderen Möglichkeiten und fanden die Volkshalle. Diagonal erreichte sie fast die Länge eines Tennisfeldes. Bock, Barren und Pferd dienten als Netzpfosten. Die großen Fenster wurden mit Turnmatten gesichert. Auch hier fanden sieh Interessenten ein. Herr Klaus Wißgott verfügte über besondere Treffsicherheit. Zuerst schoss er eine der Seitenlampen ab, die nicht gesichert waren. Dann sauste ein Ball zum seitlichen Oberlichtfenster. Dieses stand zum Glück offen, sonst wäre es auch zu Bruch gegangen.

Je mehr wir spielten. desto mehr reifte in uns der Plan, einen richtigen Platz zu bauen. Dazu brauchte man aber Gelände und Geld, auch wenn wir den Platz selbst herrichten wollten. Der Seniorchef der Firma Küster sagte Unterstützung zu. Mitglieder wurden geworben und ein Verein gegründet (1957). hierzu kamen zusammen: Dr. Reeke. Dr. Fliegenschmidt, die Herren Fröhlich, Jeuck, Wochlik, Reile, Polke.

Gegenüber unserer Wohnung in Ichelhausen lag die Lehmkaut und eine Schutthalde der damaligen Firma Burger Eisenwerke. Diese stellte zu dieser Zeit noch Gußteile her und lud hier Formsand und alle möglichen Abfälle, die bei der Herstellung der Gußteile anfielen, ab. Die Halde war einigermaßen eben, und der Sand versprach einen durchlässigen Untergrund, der die zusätzliche Verwendung von Schotter und Lavatit ersparte. Wir maßen das Gelände aus. Es entsprach etwa der Größe eines Tennisplatzes. Herr Polke und Herr Jeuck regelten die verwaltungstechnischen Angelegenheitcn, und die Arbeit konnte beginnen. Es beteiligten sich die Herren Jung, Jordan, sowie Jürgen Block, Frieder und Manfred Bergmann und vor allem die halbe Holzhaussiedlung, nämlich Jeucks, Schröders, Schulzes, Sengers, Bergers, Schmehls.

Dabei waren auch Leute, die nie daran dachten, Tennis zu spielen. Wir wollten den ganzen Platz aufhacken, das gelockerte Zeug durchsieben und dann planieren. Stellenweise ging das ganz gut, aber in dem Schutt waren große zusammengebackene Brocken von Schlacke, die einen dumpfen Ton abgaben, wenn man sie mit der Hacke traf. Sie dachten aber nicht daran zu zerfallen und behinderten die Arbeit ungemein. Wir hätten wochenlang arbeiten können. Es war eine harte Schufterei mit viel Hitze und Staub. Eine Raupe musste herbei. Herr Schauß, sein Sohn Ulli war auch am Tennisspielen interessiert, stellte sie zur Verfügung. Die Raupe riss auf und planierte grob. Dennoch gab es genug Arbeit. denn diese großen Brocken mussten entfernt werden. Dann kam die eigentliche Planierungsarbeit. Stundenlang schleppte Herr Polke mit dem Traktor einen schweren Balken in allen Richtungen über das Feld. Zusätzlich beschwert wurde dieser Balken meistens von unseren Jungs. Wir anderen lasen größere und kleinere Brocken zusammen. Das Ergebnis war eine ebene Fläche und ein Haufen ermüdeter, verschwitzter, total verdreckter, sehr durstiger, aber zufriedener Tennisplatzbauer. Der Untergrund war fertig, der weitere Ausbau konnte beginnen.

DER ERSTE ROTASCHEPLATZ

Was ich bisher über die ersten Anfänge unserer Tennisabteilung geschrieben habe, sind einzelne Begebenheiten, sollen aber keine Chronik darstellen. Probleme, die mit der Gründung in Zusammenhang standen, die Wahl des Vorstandes usw. mögen einem anderen Schreiber überlassen bleiben, der sich besser daran erinnern kann.

Beinahe wäre unser Unternehmen Tennisplatz gescheitert, denn die Schutthalde, die wir so mühsam präpariert hatten, ging in den Besitz der Firma Rinker über. Dankenswerterweise stellte uns aber Herr Rinker den Platz weiter zur Verfügung.

Nachdem dieses Problem gelöst und die Grundfläche planiert war, setzten wir die Pfosten und brachten den Draht der Umzäunung an. Die Endseiten und etwa 4 m der Längsseiten, von jedem Eckpfosten aus gerechnet, wurden mit 4 m hohem, der Rest mit 2 m hohem Maschendraht versehen. Es war für uns Amateure keine leichte Aufgabe, den hohen Draht in einem Stück aufzurichten und zu befestigen. Die niedrigeren Stücke der Längsseiten führten in der Zukunft zu einem neuen Gesellschaftsspiel: Ballsuchen. Bei unseren Tenniskünsten sausten viele Bälle über die Seitendrähte und landeten entweder in der Hecke oder in den Himbeer- und Erdbeerbeeten der Holzhaussiedlung oder in und unter den Trockengerüsten der Ziegelei Rinker. Eigentlich war immer jemand zum Suchen unterwegs. Die Anteilnahme der Zuschauer am Spielgeschehen war dadurch naturgemäß sehr groß, und die Ruhezeiten der begierig wartenden Spieler wurden so sinnvoll genutzt. Den Besitzern der Gärten gehört unser Dank, da sie die häufigen Störungen mit Geduld ertrugen.

Den roten Sand bezogen wir aus Langenaubach. Er bestand aus einer Mischung von gemahlenem roten Schiefer und Löß und hat sich gut bewährt. Das Aufbringen des Sandes war für uns eine Wissenschaft für sich, denn keiner, außer vielleicht Herr Jeuck, hatte eine Ahnung . Wie immer half der gute Wille. Wenn wir heute unsere Plätze im Frühjahr so genau herrichten würden wie damals unseren 1. Platz, dann könnten wir den Spielbetrieb auf Wochen hinaus verschieben. Lange Rohre wurden ins Lot gelegt, wobei öfters mangels einer Wasserwaage ein Schnapsglas mit Inhalt für eine waagerechte Ausrichtung zur Hilfe genommen wurde. Dieses Werkzeug schärfte dazu den Blick, da es sehr oft ersetzt werden musste. Zwischen die Rohre wurde mit großen Schwüngen der Sand verteil. Mit einer 4 m langen Latte wurde der Platz immer wieder längs, quer, diagonal oder im Kreise drehend abgezogen. Dabei führten 6 – 8 Mann gebückt das Gerät im Zickzack über den Platz. Das war eine wunderbare Übung zur Stärkung von Oberschenkeln und Rücken. ( Wer es nicht glaubt, mag es im Frühjahr ausprobieren.) Herr Jeuck lag oft auf dem Bauch, um auch die letzte Unebenheit zu erspähen. Später stellte sich heraus, daß unsere gründliche Arbeit nicht vergebens war. Selbst bei den stärksten Gewittergüssen bildeten sich nur wenige Pfützen, die dank des durchlässigen Untergrundes schnell verschwanden. Beim Aufbringen der Bänder war der ganze Verein beteiligt, hatten wir doch Bänder, die etwa alle 2o cm genagelt werden mußten.

Im nächsten Frühjahr waren die Bänder hochgefrohren und standen auf vielen Nagelstelzen. Wir entfernten die Bänder, Herr Polke wärmte und säuberte sie in einem großen Waschkessel, viele Hände entfernten die Nägel, und das Nageln begann wieder von vorne. Der Platz wurde ganz besonders gut gepflegt. Niemand durfte ihn mit Schuhen betreten, und es gab fast eine Revolution, als unsere Damen ihn nachts bei einer Polonaise mit ihren Stöckelschuhen ramponierten. Für die tägliche Pflege sorgte in dieser Zeit unser Platzwart Herr Barta. Ob es nach der Fertigstellung des Platzes eine Einweihungsfeier gab, daran kann ich mich nicht erinnern.

Vielleicht fragen sie sich, wie der Platzbau finanziert wurde. Es gab kein Geld von der öffentlichen Hand. Die Mitglieder verpflichteten sich zu Sonderzahlungen, die manchmal nicht leicht fielen. Sachspenden kamen von heimischen Betrieben. lch möchte hier keine Namen auflisten, um diejenigen nicht zu verletzen, die ich dann vielleicht vergessen habe. Jedoch muss ich die Firma Küster erwähnen, deren Seniorchef uns immer durch Sach- und Arbeitsleistungen unterstützen ließ. Zu allem kam viel, viel Eigenarbeit. Es wurden keine Pflichtarbeitsstunden angesetzt. Jeder kam, wenn gearbeitet wurde. Manch einer vernachlässigte deswegen eigene Vorhaben.

Der Spielbetrieb lief im ersten Jahr gleich auf vollen Touren. Einige Mitglieder hatten früher schon Tennis gespielt, verbesserten schnell ihr Können und gaben es an die Anfänger weiter. Herr Polke war damals unser „Nationaltrainer“. Auch Herr Dobert, der zu uns stieß, konnte uns etwas beibringen. Eigentliche Trainerstunden konnten nicht gegeben werden. Der eine Platz zwang zur Einschränkung. So durfte in der Regel nur ein Satz Einzel gespielt werden. Meistens wurde jedoch das Doppelspiel bevorzugt. Das mangelnde Einzeltraining führte dazu, dass viele Spieler ihren eigenen Stil entwickelten, den man heute noch an einigen erkennen kann. So gab es den Wester-wäller-Rundschlag oder die Rückhand mit Spitzentanz. Bald bildeten sich besondere Typen heraus, die sich an der Art der Platzbehandlung unterschieden.( Sie gibt es auch heute noch.) Die Normalbenutzer richteten selten größeren Schaden an und schoben entstandene Löcher sofort zu und traten sie fest. Die Tangotänzer zogen die Fußspitzen mit langen Schritten durch den Sand, die Rutscher hinterließen breite Schleifspuren, die schnellen Bremser tiefe Löcher. Gefürchtet, vor allem beim Platzwart, waren die Spitzentänzer und Dreher, die den Platz schnell in einen Kartoffelacker verwandelten. Sie wühlten und drehten sich in den Sand hinein und vergaßen die Spuren ihres Könnens zu beseitigen.

DIE CLUBHEIM – BARACKE

Von Zeit zu Zeit spielten mitunter einige recht exotische Gäste auf unserer Anlage. So kam einmal ein Inder zu uns, der links wie rechts nur Vorhand schlug, d.h. er wechselte den Schläger je nach Bedarf von der rechten in die linke Hand, gewann dadurch größere Reichweite und war kaum aus seinem langsamen Trab zu bringen. Wegen des einen Platzes und des dadurch bedingte großen Andrangs konnten wir uns aber Gäste nur in Ausnahmefällen leisten. Wir mussten sogar die Mitgliederzahl beschränken und nahmen nur die auf, die sich durch Geld, Spenden oder Arbeitsleistung am Platzbau beteiligt haben. Unser erstes Turnier wurde ein großer Reinfall. Dr. Reeke, der früher einmal in Herborn gespielt hatte, vermittelte es. Außer einem Satz, der von Dr. Reeke und mir gewonnen wurde, zahlten wir in allen anderen Spielen Lehrgeld. Frühen Kontakt hatten wir auch mit dem ESV Wetzlar, dem TC Lahnberg, mit Gladenbach und mit dem Bodenfeld. Es stellte sich bald heraus, daß ein Clubheim fehlte. Wir hatten den Mangel zunächst nicht besonders empfunden, da sehr viele Spieler ganz in der Nähe, in der Holzhaussiedlung oder in Ichelhausen wohnten.

Durch die Turniere ergab sich aber die Notwendigkeit, den Gästen eine Umkleidemöglichkeit anzubieten. Der Geldmangel verbot einen größeren Bau. Herr Polke ging auf die Suche nach einer Baracke, hatte aber keinen Erfolg. Da entdeckte ich in Eibelshausen ein ehemaliges Behelfsheim, wie sie im Kriege für Ausgebombte üblich waren, das abgeschlagen vor sich hin gammelte. Wir erwarben es und stellten es mit viel Mühe auf. In dem alten Gebäude gab es auch Wanzen. Aber Herr Wochlik hatte die entsprechenden Mittel, ihrer Herr zu werden. Bei der Renovierung, sprich Neuanstrich, waren die Malermeister häufig nach vollbrachter Arbeit kaum von der neu gestrichenen Wand zu unterscheiden. Neue Fenster waren nötig, die uns Herr Kirschbaum anfertigte. Das Heim umfasste einen Gemeinschaftsraum und zwei kleine Umkleideräume. Im Herrenraum stand der mit Propangas geheizte Warmwasserboiler, so dass der Raum sehr eng war. Waren mehr als zwei Spieler drinnen, machte man am besten die Türe auf, um die Arme ausstrecken zu können. Der Damenraum war etwas größer. Dafür stand hier ein Elektrogerät, auf dem unsere Damen kochen konnten. Bei größeren Veranstaltungen musste allerdings ein zweites Gerät im Clubraum auf dem Boden aufgestellt werden. Die Damen mussten jedesmal in die Kniebeuge, wenn sie kochen wollten. Jede Umkleidekabine hatte eine Warm- und Kaltdusche. Der Clubraum wurde mit Propangas beheizt.

Herrn Dr. Reeke war der Clubraum bald zu klein. Deshalb ließ er auf eigene Kosten 2 m anbauen. Wir waren stolz auf unser „Budchen“ und haben manche fröhliche Stunden dort verlebt, an die sich wohl alle alten Mitglieder mit einer gewissen Wehmut erinnern werden. Es steht übrigens heute noch und dient den Dillheimer Fußballern als Sportheim. Bei einer der Feiern wurde der Budchen Flip geschaffen. Er war einmalig und wurde bisher nicht mehr kredenzt. Herr Jeuck war der Urheber. Das Getränk bestand aus Cola, Fanta, Cognac und allen anderen erreichbaren Spirituosen und wurde in einer Tennisballdose serviert, in der sich noch Reste von rotem Sand befanden. Das Gemisch wirkte unheimlich anregend. Die Umgebung unseres Budchens wurde verschönert durch zwei Terrassen, die durch Pergola und üppigen Knöterichbewuchs im Sommer gemütlichen, schattigen Aufenthalt boten. Für die Sauberkeit im Heim sorgte Frau Schmehl. Besonders sei hier noch der „Dandi“ (Frau Naumann) gedacht, die uns bei vielen Gelegenheiten, besonders bei Festen, tatkräftig unterstützte und unseren Damen ihre Küche zur Verfügung stellte. Wir haben nicht nur schöne Stunden verlebt. Tief betroffen waren wir, als wir vom Tod eines unserer Jugendlichen erfuhren. Uli Schauß verunglückte tödlich bei einem Verkehrsunfall. Er war einer unserer besten Nachwuchsspieler, eifrig, schnell, mit hartem Schlag, dazu ein guter Kamerad. Ich glaube, dass ich im Namen aller, die ihn kannten, spreche, dass wir ihn ehren und nicht vergessen wollen.

TENNIS IM WINTER

Bald genügte uns der Spielbetrieb im Sommer allein nicht mehr, und wir waren ständig auf der Suche nach einer Halle für den Winter. Schließlich mieteten wir die Turnhalle des TV Katzenfurt für einen Abend in der Woche. Die Hallenfläche entsprach etwa der eines Tennisfeldes ohne Auslauf. Es musste daher viel aus der Luft gespielt werden. Als Spezialschlag entwickelte sich hier sehr bald der Vorhandtopspin cross gespielt, denn er prallte an die Hallenwand und war nur sehr schwer für den Gegenspieler zu erreichen. Die Abende dort waren nicht nur wegen des Tennisspielens schön. Unmittelbar neben der Spielfläche mit breitem Zugang zu ihr gab es einen Aufenthaltsraum, in dem uns der leider sehr früh verstorbene Herr Emmelius mit Getränken aller Art stärkte. Beliebt waren heißer Apfelwein und eine Flüssigkeit, genannt Jabiko (Janz billiger Korn). Hier wurde in den Spielpausen Skat gespielt, und Herr Jung sorgte oft mit seiner Gitarre für Stimmung. Wer durch das Spielen nicht ausgelastet war, konnte auf der Bühne der Halle an den dort befindlichen Geräten turnen. Einmal im Winter gab es ein Schweinskopfessen, das Frau Emmelius zubereitete. Eine besondere Feier gab es, als Herr Schmehl seine Prüfung als Industriekaufmann bestanden hatte. An diesem Abend hatten wir bald große Mühe, aus dem Rudel der Bälle den richtigen herauszufinden, wo doch nur einer im Spiel war.

DER BAU DER NEUEN TENNISANLAGE

So schön unser Platz an der Lehmkaute war, und so viel Spaß wir dort hatten, so musste die Zeit doch bald zu Ende gehen. Dile Firma Rinker brauchte den Platz, um sich auszudehnen, und wir waren mit der Zeit unbefriedigt, weil wir uns auf einem einzigen Platz spielerisch nicht weiterentwickeln konnten. Die Suche nach einem neuen Gelände begann. Herr Polke entdeckte braches Gelände bei der Grube Heinrichsegen, das Herrn Dieter Küster gehörte. Er war so großzügig, es uns zur Verfügung zu stellen. Ich kann mich nur noch an diese Tatsache erinnern, kenne aber die näheren Umstände nicht mehr. Es müsste jemand anderes darüber berichten. Auf alle Fälle begann damit ein neuer Abschnitt in der Vereinsgeschichte.

Unsere neue Tennisanlage sollte auf dem Gelände westlich der Grube Heinrichsegen direkt an der Gemarkungsgrenze zwischen Werdorf und Ehringshausen entstehen. Ging man, von der Wetzlarer Straße kommend, den Eisensteinweg hinauf , so zweigte rechts ein Weg ab, der zur Grube führte. Er war einigermaßen befestigt, stieg recht steil an, wurde dann aber fast eben, und hier lag beiderseits des Weges das vorgesehene Gelände. Rechts dehnte sich eine magere Wiese aus, links gab es eine Mulde mit ziemlich ebenem Boden und höheren Rändern nach Osten und Norden. Herr Polke und ich schritten die Mulde ab. Die Fläche konnte man mit vermutlich geringem Arbeitsaufwand so vergrößern, dass sie für 3 Tennisplätze ausreichte. Die erhöhten Ränder versprachen guten Windschutz. Das Gelände gehörte Herrn Dieter Küster, der es uns zur Verfügung stellen wollte. Nun braucht man für Tennisplätze viel Wasser und elektrischen Strom. Wir waren uns darüber im klaren, dass wir die Anlage nicht an das Ehringshäuser Wasser- und Lichtnetz anschließen konnten. Das hätte unsere finanziellen Möglichkeiten weit überschritten. Herr Polke fand einen anderen Weg. Die Grube war geschlossen worden, und die Gebäude und teilweise das Gelände hatte Herr Lenz übernommen. Die elektrischen Anlagen bestanden, und hier konnten wir uns anschließen. Zur Eigenversorgung pumpte Herr Lenz Wasser aus der Grube, und er erklärte sich bereit, uns mit Wasser zu versorgen, wenn wir ihm dafür neben einer Gebühr seine Wasserpumpe in Ordnung halten wollten. Dieser Wasseranschluss hat uns sehr viel geholfen. Das Wasser war billiger als das Ehringshäuser, und in trockenen Jahren, wenn man in Ehringshausen Sparmaßnahmen einführen musste, hatten wir genug. Die Wasserversorgung im Dorf war damals noch nicht so gut wie heute. Später brauchte Herr Lenz dann selbst viel Wasser für seine Hühnerzucht, sodass wir oft völlig überraschend trocken saßen. Inzwischen hatten sich die Zeiten geändert. Die Gemeinde Werdorf hatte einen Hochbehälter gebaut und eine Leitung ins Dorf gelegt. Die Firma Küster, die einige Baracken für Gastarbeiter auf dem Grubengelände auf Werdorfer Gebiet besaß, schloss diese an das Werdorfer Netz an, und wir schlossen uns wieder an diese Leitung an, so dass wir heute unser Wasser von Werdorf bekommen. Wir mussten zwar mehr bezahlen, hatten aber genug Wasser und sind bisher von Werdorf bzw. Aßlar gut behandelt worden. Die Zuleitung ist dann noch einmal geändert worden, als die Schießstände gebaut wurden. Die Leitung führt heute von dort bis kurz vor die Tennishalle, biegt ab in Richtung Grube und findet dann Anschluss an unser altes Netz.

DER BAU DES CLUBHAUSES

Für das vorgesehene Clubhaus hatte Herr Manfred Bergmann einen Entwurf gezeichnet und ein Modell erstellt, das uns allen gefiel. Neben Club- und Umkleideräumen enthielt der Entwurf eine Wohnung für den Wirt unseres Clubhauses. Es schien uns besonders wichtig, einen Bewohner im Haus zu haben, weil unbewachte Clubhäuser von Einbrechern bevorzugt werden. Wohin mit dem Haus? Platz hatten wir genug und trotzdem konnten und durften wir das Haus nur dorthin bauen, wo es jetzt steht. Das ganze Gelände ist als ehemaliges Bergbaugebiet durch Stollen unterhöhlt. Es bestand also die Möglichkeit, dass es bei entsprechender Belastung zu Erdeinbrüchen kommen konnte. Herr Polke hat dann in Zusammenarbeit mit dem Markscheider des Bergbauamtes Weilburg, zu dem er gute Beziehungen aus den Zeiten seiner Aktivitäten im Fußball besaß, den jetzigen Standort ausgemacht. Später ergab sich daraus ein neues Problem. Die Besitzverhältnisse des Geländes waren zwar klar, aber wo begann und wo endete der Besitz? Niemand wusste, wo die Grenzsteine lagen. Auf eigene Kosten haben wir das Gelände vermessen lassen. In wirklich mühseliger Arbeit, behindert durch dichtes Dornengestrüpp und Dickicht, hat das Katasteramt die Steine gesetzt. Obwohl wir ab und zu einen Grenzgang machen, können heute nicht mehr alle Grenzpunkte gefunden werden, weil sie durch Gestrüpp überwachsen sind. Bei der Vermessung stellte sich nun heraus, dass unser Clubhaus zu etwa einem Drittel auf Gemeindeland lag. Herrn Polke gelang es dann, das Land durch Tausch an uns zu bringen. Wir gaben dazu ein Stück in Richtung Schießstände ab. Die Finanzierung war, so weit ich mich erinnern kann, dadurch gesichert, dass wir durch rechtzeitige Antragstellung die Zusage eines Landes- und Kreisauschusses erhielten. Ich meine, zusätzlich hätten wir auch eine Umlage erhoben. Von der Gemeinde erhielten wir nur das Holz für das Clubhausdach. Im übrigen bauten wir auf kräftige Selbsthilfe und auf Spenden von Gönnern, Betrieben und Handwerkern. An dieser Stelle mochte ich dankend erwähnen: Tiefbauunternehmen Müller Gönnern, Firma Küster, Baugeschäft Kuhlmann und Schreiner Rußmann. Bei allen Planungen wurden wir unterstützt von Herrn Bergmann und Herrn Otto, dem Vorsitzenden des Turnvereins, der uns vor allem die Wege zu den Ämtern ebnete, und auch vom Ehringshäuser Bürgermeister.

Am Tage, als Deutschland bei der Fußballweltmeißterschaft in England (1966) gegen Argentinien spielte, wurde die Wasserleitung von der Grube Heinrichsegen aus gelegt. Es goss in Strömen. Alle Mitarbeiter waren durchnässt und verdreckt. Wer den schwierigen Boden dort oben an der Grube kennt, kann sich vorstellen, wie wir aussahen. Der Baggerfahrer sollte am Nachmittag seine Tochter, die als Hausgehilfin in Ehringshausen arbeitete, nach Blasbach fahren. Da er aber unabkömmlich war, denn schließlich sollte die Schmutzarbeit fertiggestellt werden, wurde Herr Dobert beauftragt, die Tochter zu fahren. Er klingelte an der Haustür und merkte, daß sich ein Fenstervorhang bewegt. Es muß jemand im Hause sein, aber die Tür wird nicht geöffnet. Nach mehrmaligem Klingeln, ein ehemaliger Schüler von Herrn Dobert hat sich inzwischen eingefunden, geht die Tür auf. Es entwickelt sich etwa folgendes Gespräch: »Was wollen Sie?« »Ich soll Sie nach Hause fahren.« »Das geht nicht. Wer sind Sie überhaupt ?« Herr Dobert stellt sich vor und trifft auf Unglauben. Selbst als ein ehemaliger Schüler bestätigt: »Das ist mein ehemaliger Lehrer«, ist das Misstrauen nur schwer zu überwinden. Schließlich fährt die Tochter trotz großer Bedenken mit. Es stellt sich heraus, dass die Hausfrau Herrn Dobert in seinem Aufzug gesehen und ihrer Hausgehilfin gesagt hat: Mach nicht auf, draußen steht ein dreckiger Vagabund und will betteln. Das nur zur Illustration, wie wir ausgesehen haben. Ich glaube, bei Demant wurde die Beendigung der Arbeit anschließend begossen.

Später wurden dann die Fundamente für das Clubhaus ausgegraben. Das war wieder keine schöne Arbeit. Inzwischen war der Boden trocken und sehr hart geworden. Eingemischte Steine erschwerten das Ausschachten. Da der Grundriß des Hauses sechseckig ist, weichen auch die Zimmer von der üblichen Form ab. Wir haben deshalb oft gerätselt, was die Gräben, die wir aushoben, eigentlich bedeuteten. Dann ging das Bauen los. Es waren immer viele Leute da, die auch wirklich arbeiteten. Es fehlte nur an echten Maurern. Das Handwerk verstanden die Herren Fritz Kuhlmann, Erwin Kuhlmann, Frieder Bergmann und 1 oder 2 Maurer vom Baugeschäft Kuhlmann. Sonst waren Amateure am Werk. Mauern Sie mal eine Ecke im Winkel von 60 Grad.

Dem einen Amateur war seine Innenmauer nicht gerade genug. Mit dem Vorschlaghammer hat er dann versucht, sie einigermaßen zu richten. Als Herr Jung und ich die Wand hinter der Theke verschalten, haben wir in der Mitte 5 cm herausgeschlagen und an den Ecken noch unterlegt, um einigermaßen Richtung in sie zu bekommen. Da mauerte ein Angestellter von Buderus und Herr Jeuck, sein Vorgesetzter, spielte Handlanger und schleppte Speis herbei. Es wurden auch mal Sondermischungen hergestellt, als Gips statt Kalk oder Zement in die Mischmaschine geschaufelt wurde ( Herr Schmehl und Jeuck jun.). Es wurde mit Begeisterung gearbeitet, und mancher war froh, dass die Schubkarren Holme zum eigenen Festhalten und Stützen hatten. Als eines Abends alles müde war, kam ein schwerer Laster mit Hänger und brachte Hohlblocksteine, die noch abgeladen werden mussten. An diesem Tag war jeder fix und fertig und kaputt.

Eine besondere Schwierigkeit bot das Verlegen des schweren Eisenträgers, der das Dach über dem Clubraum trägt. Herr Bretfeld von der Firma Küster, der für alle Metallarbeiten und für das Verlegen der Wasserrohrleitungen auf der Anlage verantwortlich zeichnete, löste auch das Problem. Ein Schaufellader legte zunächst ein Ende des Trägers auf das Mauerwerk, wo es verkeilt wurde, und hob dann das andere Ende in das vorbereitete Lager. Der Träger ist 10 – 12 m lang. Herr Dr. Fliegenschmidt hatte die „Bauaufsicht“, d.h. er erkundigte sich nach dem Fortgang der Arbeiten und brachte regelmäßig Getränke mit, was als besonders angenehm empfunden wurde. Ich weiß nicht mehr, wieviel Tage wir für den Rohbau brauchten, im Herbst war er fertig. Mit der Zeit hatten sich auch Ermüdungserscheinungen eingestellt, aber im allgemeinen hat das Werken Spaß gemacht, und ich meine, daß auch gute Arbeit geleistet wurde.

Die Firma Schmidt (Aßlar) schlug das Dach auf, und in einem Großeinsatz wurde es gedeckt. Herr Rücker, der später unser erster Clubwirt wurde, ein gelernter Dachdecker, hatte die Oberaufsicht. Herr Schmehl war firm im Schneiden der Eternitplatten. Alle Arbeiten wurden selbst ausgeführt, und es war fast ein Wunder, dass kein Unfall passierte, denn keiner von uns war es gewöhnt, oben im Gebälk herumzuturnen. Zu Beginn des Winters war das Haus unter Dach und die Fenster behelfsmäßig mit Zellophan geschlossen. Silvester wurde im vorgesehenen Clubraum gefeiert. Es ging sehr zünftig zu, als Sitzgelegenheiten dienten Hohlblocksteine. Offenes Feuer zum Erhitzen des Glühweins konnte direkt auf dem Fußboden gemacht werden. Für den Getränkenachschub sorgte Herr Wochlik. Die Feier war sehr feucht und stimmungsvoll. Der Bürgermeister und Herr Otto, der Turnvereinsvorsitzende waren mit von der Partie.

Das Verputzen besorgten Maurer von Herrn Kuhlmann und ein Maurer, der bei Dr. Fliegenschmidt am Bau des Hauses beschäftigt war. Wir stellten die Handlanger. Das Verschalen der Decke des Clubraums war wieder unsere Sache. Herr Polke und Herr Marazek tränkten die Bretter, die vom Werk Valentin geliefert worden waren. Verlegt wurden sie von mir mit gelegentlicher Assistenz von Herrn Jung, Herrn Dobert und meinem Sohn. Lehrer haben eben nachmittags Zeit oder besser, sie können es so einteilen, dass sie Zeit haben, wenn es sein muss. Herr Kuhlmann baute dazu in 3 m , später in 5 m Höhe ein Gerüst, das von 2 Lampen soeben beleuchtet wurde. 2 große Petroleumkesselöfen sorgten für Wärme. Da sie die Abgase nicht nach außen, sondern in den Raum bliesen, herrschte auf dem Gerüst eine Luft zum Schneiden. Gelegentlich fiel das Licht aus, und es dauerte seine Zeit, bis die Lampen wieder angingen. Jede Bretterlage musste wegen des winkligen Grundrisses gesondert zugeschnitten werden. Herr Block verstaute die Glaswolle zur Isolierung zwischen Verschalung und Dach. Ich erwähne dies besonders, weil diese Arbeit wegen der Hitze, des Petroleumgestanks und der vielen Spitzen der Glaswolle besonders unangenehm und schweißtreibend war. Noch im Winter wurde von Herrn Kuhlmann mit seinen Maurern der Estrich gegossen, und weil es kalt war und der Estrich nicht frieren durfte, so wurden große Rohrleitungen gelegt, durch die ein starkes Gebläse für die nötigen Temperaturen sorgte, bis der Estrich trocken war. Schreiner Rußmann aus Werdorf setzte Türen und Fenster ein, Herr Bretfeld sorgte für die Installation. Das Tapezieren, Streichen und Verlegen der Wandfliesen war dann unsere Angelegenheit. Herr Kräuter war der Spezialist im Ankleben der Kacheln. Mein Sohn und ich besorgten das Verschalen des Daches rund ums Haus und des Vordachs. Hierzu hatte die Firma Küster ein 5 m hohes fahrbares Gerüst aufgestellt.

DER BAU UNSERER TENNISPLÄTZE

Im März 1967 wurde mit dem Bau der Tennisplätze begonnen. Herr Polke, der unermüdlich alle Arbeiten organisierte, hatte angenommen, dass eine Räumraupe 6 – 8 Stunden brauchen würde. Stattdessen arbeiteten 2 Raupen und 2 LKWs mehr als eine Woche, um die Plätze zu planieren. Es wurde an einer Seite viel Erde weggenommen und dort, wo jetzt die hohen Fichten und Lärchen stehen, wieder abgekippt. Als dann der Schotter angefahren wurde, herrschte Regenwetter, sodass die Lastwagen tief einsanken und tiefe Spuren hinterließen. In mühseliger Arbeit versuchten wir die Rinnen einzuebnen und die Drainagegräben zu ziehen, es ist uns in dem zähen Lehm aber nicht überall gut gelungen. Es herrschte außerdem gerade ein Leistungstief bei uns allen. Wenn heute nach Regenfällen an einigen Stellen Pfützen stehenbleiben, und das Wasser nur langsam versickert, so liegt dies mit daran, dass hier eine Furche nur unvollkommen beseitigt wurde, sodass das Wasser schlecht in die Drainage abfließt. Zum Nivellieren der Schotterdecke setzten Herr Bergmann und Herr Kuhlmann eine Anzahl von Pflöcken, sodass der große Platz wirklich in die Waage gelegt wurde. Einer dieser Pflöckchen ist in diesem Winter nach oben gefroren. Die hohen Stangen der Umzäunung wurden von Herrn Kuhlmann eingefluchtet und von uns einbetoniert. Zum Walzen hatte Herr Mitschke von der Firma Küster eine Walze gebaut, die auch gut lief, die aber zu schwer war. Wir meinten damals noch, dass schwere Walzen zum Verfestigen der Platzdecke nötig waren. Heute wissen wir, dass ein langer, ausgiebiger Regen oder viel, viel Wässern besser geeignet sind. Wenn wir heute sehr frühzeitig mit dem Verrichten der Plätze beginnen, so hat das seinen Grund darin, dass wir in einer Trockenperiode, die im März eigentlich regelmäßig auftritt, den Sand an einem Tag schnell auswerfen und planieren, um dann dem folgenden Regen oder dem Schnee das Verfestigen des Platzes zu überlassen. Wir sparen Wassergeld und Arbeit, und die Plätze sind meistens sehr früh gut bespielbar. Das wussten wir damals nicht. Herr Polke versuchte immer wieder, die Walze einzusetzen, bis er einen der hohen Umgrenzungspfähle anfuhr. Das Aufstellen des 4 m hohen Drahtes war wiederum eine Gemeinschaftsarbeit. Der Draht wurde ausgerollt, eine große Zahl von Helfern brachte lange Stangen oder Bretter am oberen Rand an, und auf Kommando mit viel Geschrei und Gestöhne wurde der Draht gehoben und so verschoben, dass er gespannt war. Schnelle Leute flitzten auf Leitern die Stangen hoch und befestigten ihn behelfsmäßig. Die weitere Arbeit, das endgültige Ausrichten und das Durchziehen der Spanndrähte, erfolgte dann später.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie wir den Sand, der von der Firma Stutzer, Neukirchen, geliefert worden war, aufbrachten und planierten. Auf alle Fälle wurden die Plätze fertig und in einer großen Feier, bei der Herr Landrat Best den ersten Ball schlug, eingeweiht. Die Plätze waren wunderbar, kaum ein Ball ging aus. Wir waren begeistert, bis ein paar Gäste aus Wetzlar kamen und meinten: »An euren Plätzen stimmt etwas nicht. Die scheinen zu groß zu sein.« Es wurde nachgemessen und siehe da, die Plätze waren auf jeder Seite 1 m zu lang. Eigentlich schade, denn jetzt schlägt man wieder zu viele Bälle aus. Nebenbei, es waren Fachleute, die die Plätze zu lang eingemessen haben. Der Spielbetrieb begann, und die Außenanlagen wurden nur langsam fertiggestellt, denn der Arbeitseifer ließ schlagartig nach. Die Alten hatten den längeren Atem. Herr Jeuck und ich walzten den Rasen ein, während die anderen Tennis spielten.

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